- 12.06.2023
- Thomas Hortian
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In 65 muss sich Adam Driver nach einer Bruchlandung auf der Erde vor 65 Millionen Jahren mit Dinosauriern herumschlagen und ein kleines Mädchen beschützen. Ob das SF-Abenteuer überzeugen kann, erfahrt ihr in unserer Review!
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Die Handlung von 65
Auf dem Planeten Somaris ist die dortige humanoide Zivilisation in das erweiterte Raumfahrt-Zeitalter eingetreten und strebt nach den Sternen. Aus monetären Erwägungen verpflichtet sich Mills (Adam Driver) als Pilot für eine zweijährige Mission. Er verlässt seine Frau Alya (Nika King) und seine Tochter Nevine (Chloe Coleman), um einem Transport von Siedlern sicher ans Ziel zu bringen. Bei der Durchquerung unseres Sonnensystems wird das Raumschiff von einem Meteoriten-Schwarm beschädigt, und Mills muss auf der Erde notlanden – auf der Erde vor 65 Millionen Jahren.
Alle Passagiere, bis auf die junge Koa (Ariana Greenblatt), haben den Absturz nicht überlebt. Mit ihr im Schlepptau versucht Mills nun, eine intakte Rettungskapsel, die vom Schiff abgetrennt wurde, zu erreichen. Als ein Problem dabei erweist sich die Kommunikation, da Koa eine andere Sprache spricht, die er nicht beherrscht. Aber auch der Planet Erde hält einige Gefahren parat, zu denen etwa hungrige Dinosaurier zählen. Doch aus dem All nähert sich währenddessen ein riesiger Meteorit, der wie ein Damoklesschwert über allen Leben auf der Erde schwebt…
Abenteuer vom Reißbrett
Im Kino zählte 65 zu den Flops dieses Frühjahres, konnte an den Kinokassen nur enttäuschende 60 Millionen Dollar einspielen. Die Probleme des Sci-Fi-Abenteuers sind dann leider auch hausgemacht. Die Geschichte um den Piloten, der ein kleines Mädchen aus dieser lebensfeindlichen Umgebung der prähistorischen Erde retten will, scheint wie am Reißbrett entworfen. Nach einer Viertelstunde hat man alle Punkte auf der Liste zusammen, die dann nacheinander abgehakt werden: Das Verhältnis zwischen Mills und Koa als Ersatz für eine Vater-Tochter-Beziehung – Check! Ein einziger Ausweg und ein unabwendbares Zeitlimit, um den Planeten wieder zu verlassen – Check! Eine Reise durch eine lebensfeindliche Umgebung – Check!

Das alles kennt man aus vielen klassischen Abenteuergeschichten auf die eine oder andere Weise. Darüber hinaus hat das Drehbuch von 65, bis eben auf sein Setting, nicht viel mehr zu bieten, was eben dieses eher austauschbar erscheinen lässt. Selbst die Zivilisation auf Somaris an sich scheint gänzlich nebensächlich. Vor allem entwickelt sich die Geschichte schließlich auch noch überaus vorhersehbar, was wiederum kaum Spannung aufkommen lässt. Der Film macht kein Geheimnis daraus, dass Mills mit Koa auf der prähistorischen Erde strandet. Darauf fußt der Titel, und eine Texttafel kündigt es sogar im Vorfeld an.
Einzig die ersten Minuten und später ein paar Gimmicks, wie die Komm-Verbindung zum Bordcomputer oder ein futuristisch wirkendes Gewehr, sorgen für etwas SF-Flair. Aber eine Expedition mit dem Schiff, ein Funkgerät und eine Donnerbüchse hätten es genauso getan. So bleiben nur noch die Saurier und der Meteorit als Alleinstellungsmerkmal. Und selbst die sind nun mal austauschbar, denken wir nur an Vulkanausbrüche und von der Außenwelt abgeschnittene Urzeitviecher in anderen Abenteuerfilmen, angelehnt etwa an Sir Arthur Conan Doyles Roman Die vergessene Welt.
Fehlende Charaktertiefe
Genauso wird die vermeintliche Überraschung in Bezug auf Mills’ Tochter Nevine überdeutlich antelegrafiert. Die Charakterisierung unseres Helden fällt damit jedenfalls ziemlich dünn aus, sein Handeln kann an keiner Stelle mehr überraschen. Koa ist nur in der Lage, sich mit Gesten zu verständigen, sorgt immerhin so für die amüsanteren und auch manchmal emotionaleren Momente. Denn Mills verschweigt ihr, dass ihre Eltern beim Absturz umgekommen sind. Die fehlende verbale Kommunikation lässt nicht viel Spielraum, um die Geschichte und die Charaktere zu vertiefen.

Adam Driver und Ariana Greenblatt kann man dazu kaum einen Vorwurf machen, sie mühen sich nach Kräften. Doch die schwierige Verständigungslage zwischen den beiden wird allenfalls für einige kleinere Gags genutzt. Dagegen wird dem Verhältnis von Mills zu seiner Tochter Nevine viel zu viel Zeit eingeräumt. Zumal das Skript dieses dann auch immer wieder plakativ dem Verhältnis von Mills zu Koa gegenüberstellt. Dieses verändert sich zwar im Laufe des Films, bleibt aber auch darin immer vorhersehbar. Zumindest werden sie einigermaßen sympathisch gezeichnet, also im Rahmen der spärlichen Möglichkeiten, die das Skript lässt.
Nicht wirklich was fürs Auge
Auch die Optik, die Darstellung der Welt, hilft da nicht viel weiter. An und für sich sieht die hier dargestellte Erde von vor 65 Millionen Jahren schon ganz nett aus, auch die Dinos sind manierlich animiert. Allerdings versinkt alles über weite Strecken in einer tristen Farbgebung, wodurch die Landschaft sehr öde wirkt. Rein technisch ist das alles einwandfrei, dennoch wirkt es ein wenig eintönig und fantasielos. Die Intention war eindeutig, die prähistorische Erde als einen düsteren und gefährlichen Ort darzustellen, okay. Aber gerade deswegen geht dem Film dieser gewisse Sense of Wonder ab, den ein Abenteuerfilm normalerweise weckt. Es schmälert die Lust, diese Welt mit dem Film erkunden zu wollen, ganz erheblich.

Am Anfang und am Ende, wenn das grenzenlose Weltall die Szenerie dominiert, sieht das freilich ganz anders aus. Doch auch das trägt danach sein Scherflein zur Enttäuschung bei, wenn der Film schon kurz darauf auf der Erde angekommen ist. Die Verheißungen, die mit diesen kurzen Szenen einhergehen, werden eben nicht eingehalten.
Man muss immerhin anerkennen, dass die ausgewiesenen Spannungsszenen ziemlich gut funktionieren. Das Zusammenspiel von Driver und Greenblatt trifft hier auf gute Kamera-Arbeit und einen dynamischen, aber an keiner Stelle zur Hektik neigenden Schnitt. Nur leider kann man diese Szenen bequem fast an einer Hand abzählen. Über die fehlende Grundspannung können diese kurzen Ausschläge nach oben kaum hinwegtäuschen. Inszenatorisch beherrschen Beck und Woods ihr Handwerk, erzählerisch nur leider eben scheinbar nicht.
Unser Fazit zu 65
Was zuerst ein großes Abenteuer in einer fremden Welt verspricht, verfällt sehr schnell in sattsam bekannte Muster. 65 kann weder seinem Szenario, noch seinen Charakteren genug abgewinnen, um darüber hinwegzutäuschen, dass man das alles schon of genug auf die eine oder andere Weise gesehen hat. Dinosaurier-Fans mögen vielleicht frohlocken, ihre kleineren wie größeren Lieblinge hier bewundern zu können. Letztendlich bietet 65 dennoch zu wenig, um über nicht ausufernde 90 Minuten Spannung und Action, gute Unterhaltung eben, zu generieren.
65 ist am 25. Mai 2023 von Sony Pictures auf DVD und Blu-ray sowie als VOD erschienen!
Unsere Wertung:
© Sony Pictures Entertainment
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